Neugestaltung des Kerzen- und Andachtsbereichs im rechten Seitenschiff der Marktkirche
Die neugotische Marktkirche in Wiesbaden ist die evangelische Hauptkirche der hessischen Landeshauptstadt.
Abbildungen: Andachtsbereich der Marktkirche
» Schlossplatz 4, Wiesbaden
Aufgabenstellung
Gefragt ist ein Entwurf und seine Ausführung für einen Kerzen- und Andachtsbereich im rechten Seitenschiff. Hierhin sollen die Kirchenbesucher von einer hinterleuchteten Glasmalerei, der Aufstellungsmöglichkeit von Kerzen und einem Fürbittenbuch eingeladen werden. Auch die Raumbeleuchtung und Sitzmöglichkeiten sind in den Gestaltungsauftrag einbezogen.
Künstlerische Lösung
Mein Entwurfsziel ist eine zurückhaltende Raum- und Objektgestaltung, die nicht zu übersehen sein wird, aber keine von Andachten und stillen Zwiegesprächen ablenkende Aufmerksamkeit beansprucht. Die eigenständige, zeitgenössische Formfindung soll sich außerdem selbstverständlich in die denkmalgeschützte Architektur einfügen.
Ich habe angeregt, die im Seitenschiff vorhandenen Leuchten zu behalten, aber mit leistungsschwächeren Leuchtmitteln zu bestücken und die ursprünglichen Kirchenbänke nur ein wenig in der Länge zu kürzen, damit sie parallel zur Stirnwand aufgestellt werden können. Mit diesen beiden überschaubaren Maßnahmen erhält der Andachtsbereich eine sichtbare und benutzungsfreundlichere Eigenständigkeit.
Meine Glasmalerei ist so konzipiert, dass sie genau in das vorhandene, neugotische Scheinfenster passt. Die mit helligkeitsregulierbaren LED-Leuchtmitteln hinterleuchtete Glasmalerei ist ein harmonischer Bestandteil der Architektur geworden.
Das Motiv, die Malerei und die Lichtführung sind Ausdruck christlicher Glaubensinhalte. Es ist deutlich, dass die Lichtstrahlen keine weitere künstliche Lichtquelle zum Aufhellen des Seitenschiffs sind.
In Erinnerung an die Situation auf Golgatha habe ich die Glasmalerei in chromatisch abgestuften Gelbtönen gehalten. Es ist eine Palette aus gelben Tönen, eine Farbigkeit, die so gewählt ist, dass sie sowohl an die dunkelste Stunde, aber auch an das „himmlische Gold“, an das „Licht in der Finsternis“ erinnern kann. So, dass Schmerz und Trost durch das Kreuz, das als Licht durch diesen Himmel erscheint, thematisiert sind.
Die Halterung für das Fürbittenbuch ist unterhalb der Glasmalerei an der Wand befestigt und wird umspielt von sieben Kerzenhaltern. Diese sind gebildet aus unterschiedlich langen Metallschienen, die in verschieden großen Abständen zur Wand befestigt sind. So steht derjenige, der in der Wiesbadener Marktkirche einen Eintrag in das Fürbittenbuch macht, unter dem Kreuz und ist umgeben von Licht.
Um die „Leichtigkeit“ der Stirnwandgestaltung nicht zu gefährden und Aufstellmöglichkeiten für weitere Kerzen zu erhalten, sind an der Seitenwand im ersten Joch drei weitere Kerzenhalterungen und eine Vorrichtung zum Angebot der Kerzen angebracht.
Technische Angaben
Hinterleuchtete Glasmalerei: keramische Glasmalfarbe, ESG, Stahlrahmen
192 x 80 cm, helligkeitsregulierbare LED-Leuchtmittel, Kreuzform, 145 x 72 cm
Kerzenaufstellung: 9 Schienen aus abgekantetem Stahlblech, verschiedene Längen
zwischen 60 und 180 cm, Befestigung: Rundstäbe, Wandabstand
Kerzentablett für 75 Kerzen, mit Kasse, Stahlblech
77 x 28 cm, Befestigung an der Wand
Buchstütze mit Schreibstifthalterung: Stahlblech, schräg gestellt, unten abgekantet,
31 x 45 cm, Befestigung an der Wand
Auftraggeber: » Evangelische Marktkirchengemeinde Wiesbaden
Gestaltung: Bernd Fischer, Offenbach/Main
Fertigstellung: 2010
» KARSCHNY, Thomas. 2010. „Ich bin das Licht“.
In: Wiesbadener Tageblatt. 02. 2010, S 16 (pdf)
ZINK, Markus, Hrsg., 2011. Raumeinrichtung.
In: Lebensräume – Den Kirchenraum erfahren mit Aktionen, Liturgie und Kunst. Reihe Materialbücher, Buch 116, Frankfurt/Main, 2011. Zentrum Verkündigung der EKHN, S 205 ff