Neugestaltung der Kerzen- und Andachtsecke im rechten Seitenschiff der Marktkirche

Marktkirche Wiesbaden-2
Marktkirche Wiesbaden-3
Marktkirche Wiesbaden-1

Die neugotische Marktkirche in Wiesbaden ist die evangelische Hauptkirche der hessischen Landeshauptstadt.

Auftraggeber: Evangelische Marktkirchengemeinde Wiesbaden
Gestaltung: Bernd Fischer, Offenbach am Main
Ausführung: Bernd Fischer, Atelier Gerold Eretier und Nordlicht, Offenbach am Main, Glasmalerei Peters/Judith Geilhaupt, Paderborn
Planung und Ausführung: Juni bis November 2010

Aufgabenstellung:

Gefragt war ein Entwurf für die Kerzen- und Andachtsecke. Diese liegt gegenüber dem Eingang an der Stirnwand des rechten Seitenschiffs, erstreckt sich über zwei Joche und ist beim Betreten des Kirchenraumes mit einem ersten Blick zu sehen.

Der Wunsch der Gemeinde war eine einheitliche ästhetische Gestaltung dieses Bereichs. Konkret sollten eine hinterleuchtete Glasmalerei, die Auslagemöglichkeit eines Fürbittenbuchs, die Aufstellungsmöglichkeit von Kerzen und ein Kerzenangebotsständer speziell für diesen Ort entworfen und realisiert werden.

Auch die Frage nach der Raumbeleuchtung in der Kerzenecke und den Sitzmöglichkeiten wurde in einem ersten Gespräch zwischen Pfarrer Dr. Holger Saal, Pfarrer Martin Fromme und mir thematisiert.

Künstlerische Lösung:

Grundlage des Entwurfs waren meine Wünsche nach einer Gestaltung, die dem Kirchenbesucher helfen kann, eine innere Ruhe, eine kontemplative Haltung zu finden. Verbunden mit einer zeitgenössischen Formfindung, die sich in die gegebene Architektur einfügt, ohne dass die Unterschiede zwischen dem „Alten“ und „Neuen“ zu einer expressiven, Aufmerksamkeit bindenden Ansprache werden.

So war mein Vorschlag für die Beleuchtung, möglichst die vorhandene Deckenbeleuchtung zu belassen, diese aber gegebenenfalls mit etwas leistungsschwächeren Leuchtmitteln zu bestücken oder alternativ eine Möglichkeit zu schaffen, die Helligkeit der Leuchter regulieren zu können.
Als Sitzmöglichkeit fände ich es schön und funktional, wenn eine oder zwei der vorhandenen Kirchenbänke auf die Breite des Seitenschiffes gekürzt und parallel zur Stirnwand gestellt werden können.

Für die Stirnwand habe ich eine hinterleuchtete Glasmalerei vorgeschlagen. Die Glasmalerei soll so in das vorhandene, neugotische „Scheinfenster“ eingepasst werden, dass der Eindruck erweckt werden kann, es wäre schon von Anfang an so und nicht anders gewesen. Auch wollte ich, dass deutlich wird, dass dieses Licht aus diesem Fenster nicht aus unserem wirklichen Lebensraum kommt.

Die Glasmalerei ist in chromatisch abgestuften Gelbtönen gehalten. In Erinnerung an die Situation auf Golgatha war die Inspiration dafür ein Wolkenhimmel. Die Farben sind jedoch nicht schwarz. Es ist eine Palette aus gelben Tönen, eine Farbigkeit, die so gewählt ist, dass sie sowohl an die dunkelste Stunde, aber auch an das „himmlische Gold“, an das „Licht in der Finsternis“ erinnern kann. So, dass Schmerz und Trost durch das Kreuz, das als Licht durch diesen Himmel erscheint, thematisiert sind.

Das Lichtkreuz wird durch helligkeitsregulierbare LED-Leuchten gebildet.

Die Halterung für das Fürbittenbuch ist unterhalb der Glasmalerei an der Wand befestigt und wird umspielt von sieben Kerzenhaltern. Diese sind gebildet aus verschieden langen Metallschienen, die in verschieden großen Abständen zur Wand waagrecht befestigt sind. So steht derjenige, der in der Wiesbadener Marktkirche einen Eintrag in das Fürbittenbuch macht, unter dem Kreuz und ist umgeben von Licht.

Um die „Leichtigkeit“ der Stirnwandgestaltung nicht zu gefährden und Aufstellungsmöglichkeiten für weitere Kerzen zu erhalten, wurden an der Seitenwand im ersten Joch drei weitere Kerzenhalterungen und eine Vorrichtung zum Angebot der Kerzen angebracht.

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