Porträts
Die Bilder entstehen durch schichtenweisen Farbaufbau. Manche Porträts sind mit über 30, sich überdeckenden und durchdringenden, Farb-Motivschichten gebildet; so entstehen Überlagerungen in mehrerer Hinsicht, einerseits in Form fotografisch festgehaltener Lebensmomente, andererseits in Form künstlerischer Entscheidungen. Diese Verdichtung, anwachsend im Laufe der (Arbeits-)Zeit, prägt den Charakter der einzelnen Bilder und bestimmt die individuelle Präsenz der dargestellten Person.
Porträt-Reihen?
Jedes einzelne Porträt ist für sich eigenständig. Miteinander betrachtet, zählen die Einzelnen mehr als ihre mathematische Summe.
Der einsetzende optische Dialog beim Betrachten einer Reihe führt zu einer vertieften Wahrnehmung der Porträtierten und der Eigenarten der einzelnen Bilder. Das ist mir während der Arbeit an dem Porträt von Dr. Ernst Gloede, meinem ersten Porträtauftrag, besonders bewusst geworden. Diese Erfahrung hat inzwischen bei vielen Entscheidungen mitgewirkt.
Wie kam es überhaupt zu mehreren Bildern?
Und warum sind das Unikate?
Die Verwendung der Siebdrucktechnik bietet andere Möglichkeiten als das Arbeiten mit Pinseln. Wenn man das Verfahren so wie ich benutzt, steht mit jedem Druck das gesamte Bild auf dem Spiel. Die Veränderung, die ein geplanter Druck bewirken wird, lässt sich nur erhoffen. Meine Erfahrung grenzt die zu erwartenden Ergebnisse zwar ein, ermöglicht aber keine präzise Vorhersage, wie sich das bereits Geschaffene durch einen weiteren Aufdruck verändern wird.
Deshalb nutze ich die Möglichkeit, das Motiv nicht nur auf einem, sondern auch auf weitere Bildträger zu drucken. Das gibt mir eine größere Entscheidungsfreiheit, ermöglicht eine zunehmende Differenzierung der Bildwirkung und eine präzise „Formulierung“.
Die verschiedenen Druckfolgen führen im Laufe des Arbeitsprozesses zu unterschiedlichen Merkmalen, es entwickeln sich eigene Bild-Biografien mit jeweils selbstständigem Ausdruck. Betrachtet man die Porträts nebeneinander, präsentiert an einer Wand, erlebt man einen Dialog mit einem spezifischen Klangbild, das die einzelnen Bilder hervorrufen.
In einer anderen Konstellation zusammengestellt, ist es möglich, mit denselben und oder weiteren Porträts unterschiedlichste Aspekte zu betonen. So können z.B. harmonische, sich ergänzende Merkmale den Ton angeben oder unverträgliche Dissonanzen die Herrschaft übernehmen.
Im Zusammenspiel der einzelnen, eigenständigen Porträts entwickelt sich ein sehr differenziertes Gesamtbild, vielleicht vergleichbar mit dem Zusammenklang der Stimmen in einem Chor.